Besuch des Aktiventages des Verbandes in Gießen/Wetzlar
Gießen/Wetzlar. Vereint durch unsere Prinzipien Virtus, Scientia und Amiticia trafen wir Unitarier aus Karlsruhe uns vom 15. bis zum 17. November mit unseren Bundesgeschwistern aus ganz Deutschland zum Aktiventag in Gießen.
Dabei stand das Motto „Macht euch die Erde untertan! – Wissenschaft in Verantwortung für Gottes Schöpfung“ im Mittelpunkt der zahlreichen Veranstaltungen. Einen ersten Impuls gab der stellvertretende geistliche Beirat Bbr. Stefan Wingen bei der Eröffnungsandacht am Freitag in der Jungendherberge in Wetzlar. Auf die Frage, warum Gott die Welt erschaffen hat, antwortete er uns: „Weil er uns liebt“. Auf diese Liebe können wir ein Leben lang vertrauen, denn wir können nie tiefer als ins Gottes Hand fallen. Folglich dürfen wir uns hier auf Erden an der Schöpfung erfreuen. Weder ein übertriebener Jenseits-Glaube, der die Erdenzeit als notwendiges Übel ansieht, noch der pure Materialismus werden der Schöpfung gerecht.
Jedoch können wir uns nur solange an der Schöpfung erfreuen, solange wir nachhaltig mit ihr umgehen und sie nicht zerstören. Also ist uns Christen eine besondere Verantwortung zuteil geworden, unsere Erde zu bewahren.
Wie diese konkret aussieht, zeigte uns Bbr. Prof. Dr. Friedhelm Jaeger in seinem Vortrag am Samstag zu Tierschutz und Genesis. So stellt das erste Buch Moses die Basis der Tierschutzverordnungen der EU dar, da dort die Tiere als Mitgeschöpf angesehen werden.
In der Realität sieht das aber anders leider aus, da viele Nutztiere ein elendes Leben haben. Hochleistungskühe geben zum Beispiel mehr Nährstoffe über die Milch ab, als sie aufnehmen können und hungern quasi vor sich hin.
Hier sind besonders wir als Unitarier gefragt, keine Schuldzuweisungen auszusprechen, sondern uns aktiv an der Lösung des Problems zu beteiligen. Als Beteiligte des Systems können wir zum Beispiel durch unser Einkaufsverhalten schon viel erreichen.
In den anschließenden Workshops und der darauf folgenden Podiumsdiskussion wurde der Themenkreis erweitert. So stellte zum Beispiel Prof. Dr. Ulf Sibelius, Oberarzt der Uniklinik Gießen-Marburg, dar, dass auch die Palliativmedizin ein Beitrag zum verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung leistet. Da viele Menschen nicht mehr zu Hause sterben können und schwere Leiden ertragen, ist es essentiell, dass sie ohne Schmerzen aus dem Leben scheiden. Auch die Hospiz-Bewegung leistet hier einen guten Beitrag.
Einen gebührenden Abschluss des Samstages stellte der Festkommers mit anschließendem Ausklang auf dem Haus der beiden austragenden Vereine Unitas Maria Montessori zu Gießen und Unitas Cheruskia zu Gießen. Festredner Prof. Dr. Linus Konrad Hauser ging dabei auf die Neomythen ein, die eine Gefahr für den Menschen darstellen. Ebenso wie die Mythen der Antike würden sie gegen die Endlichkeit des Menschen ankämpfen oder einfach nur verschleiern. Hier appelliert er an die Religion, den Menschen die Angst vor dem Tod zu nehmen, so dass sie im Bewusstsein leben, dass sie einmal sterben werden und den Tod nicht verdrängen.
Am Sonntagmorgen erörterte Hochschulpfarrer Siegfried Karl noch gezielt unsere Verantwortung als angehende Wissenschaftler vor Gottes Schöpfung. Da die Forschung enorme Möglichkeiten bietet, stehe es in unserer Verantwortung den Goldenen Weg zwischen der empirischen Wissenschaft und unserem Glauben zu finden.
Die Heilige Messe mit den Chargen stellte den glorreichen Abschluss des Aktiventages dar. Hochschulpfarrer Karl appellierte in seiner Predigt an uns, im heute und jetzt unseren Glauben bewusst zu leben. Denn die größte Gefahr für das Christentum stelle der laue Glaube dar, der nur auf ein Routineprogramm aufbaue.
Voller neuer Gedanken zum Thema Schöpfung traten wir am Sonntagmittag die Heimreise nach Karlsruhe an.
Text: Florian Kößler
Bild: Bbr. Ingo Gabriel