Badisch-Fränkisches Unitariertreffen im Jugenddorf Klinge (Seckach)
Seckach. Zum alljährlichen Zusammentreffen von Bundesgeschwistern aus Baden und Franken waren wieder zahlreiche Teilnehmer angereist. Den zentralen Themenpunkt bildete dabei der positive Friedensbegriff der Kirche, der sich als roter Faden durch Gottesdienst und Festvortrag zog.
„Der Friede ist ein Werk der Gerechtigkeit“
In seinem Referat ging der Vorsitzende des Gesellschaftspolitischen Beirats des Unitas-Verbandes, Bbr. Christian Poplutz (Unitas Hetania Würzburg) auf den durch „opus justitae pax“ gebildeten positiven Friedensbegriff der katholischen Kirche ein. Hierzu leitete der Referent in die Unterschiede des Rechtsbegriffes im völkerrechtlichen und im theologischen Sinne und erläuterte die Bedeutung und den Unterschied zwischen jus at bellum (Recht zum Krieg) und jus in bellum (Recht im Krieg). Zusätzlich erklärte er mit jus cogens das universelle Gewaltanwendungsverbot. Die katholische Kirche habe im zweiten Vatikanum den Friedensbegriff grundlegend gewandelt, denn der vormals negative Begriff von Frieden als die Abwesenheit von Krieg sei in einen positiven verwandelt worden. „Der Friede ist ein Werk der Gerechtigkeit, Frieden gilt als die gute und gerechte Ordnung“, so Bbr. Poplutz.
Schon in Jesaja sei der Ursprung der Botschaft „opus justitiae pax“ als Friedensvision zu finden und nicht umsonst habe Papst Pius diesen Slogan als Wahlspruch genutzt. Anhand klassischer katholischer Dokumente sei die Entwicklung der katholischen Kirche sichtbar, so Bbr. Poplutz. Zentrale Bedeutung hätten hierbei pacem in terris und gaudium et spes. Schon Johannes XXIII. habe benannt, dass ein dauerhafter Friede nur durch weltweite Gerechtigkeit erreicht werden könne. In seiner Botschaft stecke ein Novum für den Umgang der katholischen Kirche mit dem Friendensbegriff, denn erstmalig habe sich diese Art der Botschaft nicht nur an die katholischen Gläubigen, sondern an alle Menschen des Erdballs gewandt. Die von Gott gewollte Ordnung müsse sich an vier Kernelementen messen lassen: Wahrheit, Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe.
Von den Menschenrechten zur Gerechtigkeit
Johannes XIII. appellierte laut dem Vorsitzenden des Beirats für Gesellschaftspolitik für die Übertragung der innerstaatlichen Grundrechte auf die zwischenstaatlichen Beziehungen. Die Sorge für das Gemeinwohl müsse im Mittelpunkt jeglicher Anstrengungen stehen, da der Staat für den Menschen da ist. „Der Mensch selbst ist Träger, Schöpfer und Ziel aller gesellschaftlichen Anstrengungen“, so Bbr. Poplutz. Weiterhin sei es wichtig die Ordnung des Zusammenlebens unter Gewaltverzicht sicherzustellen. Dies beinhalte die Forderung nach Gerechtigkeit, welche wiederum neben der Anerkennung der gegenseitigen Rechte auch das Erfüllen der gegenseitigen Pflichten bedeute.
Den rhetorischen Höhepunkt fand der Friedensbegriff in der katholischen Kirche laut dem Referenten bei Papst Paul VI., der ausdrückte, dass niemals Krieg, sondern Frieden die Geschicke der Menschen leiten müsse. Dies beinhalte Vernunft, Verhandlung und Respekt in allen Belangen.
„Erst nach dem zweiten Vatikanum konnte der Friedensbegriff positiv formuliert werden“, erläuterte der Beiratsvorsitzende. Der Friede als Werk der Gerechtigkeit sei Folge menschlichen Handelns und nicht glücklicher Umstände. „Der Friede ist die Frucht der Liebe, die über das hinausgeht was Gerechtigkeit vermag“. Zentrale Änderung nach dem II. Konzil sei der Wechsel der Kirche aus der Innenperspektive zur Außenperspektive, wesentlich an der Ausrichtung der Weltjugendtage zu erkennen. Heutzutage sei der fortwährend intensivierte interreligiöse Dialog bedeutsame Nachwirkung dieser Änderungen.
„Wichtig ist also, dass es keinen Frieden ohne Gerechtigkeit geben kann, allerdings auch keine Gerechtigkeit ohne Vergebung“, so das Schlusswort von Bbr. Christian Poplutz.
„Selig die Barmherzigen“
Schon in der Morgenmesse hatte Bbr. Pfarrer Hubert Seitz den Friedensbegriff aufgegriffen und den Fokus, beginnend bei dem später im Vortrag nochmals aufgegriffenem Jesaja und den elf Seligpreisungen, auf barmherzige Friedensstifter gelegt.
Letztes Highlight des Tages: Besuch der jüdischen Bibliothek
Nach Ende des offiziellen Zusammentreffens der Bundesgeschwister aus Baden und Franken bot der Vorsitzende des AHZ Buchen Bbr. Hermann Schmerbeck noch eine Führung durch die jüdische Bibliothek in Buchen, die er als Vorsitzende des Kuratoriums ehrenamtlich betreut. Auf zwei Stockwerken finden Besucher hier ausgewählte Fach- und Leseliteratur jüdischer Autoren oder über jüdische Figuren. Beeindruckend die Systematik und Vielfalt der hier vorrätigen Schätze, die nur dank höchstem ehrenamtlichen Engagement erhalten werden können.
Die gemeinsame Fahrt von Aktivitas und Altherrenschaft zum ersten offiziellen Programmpunkt ins Jugenddorf Klinge kann wie bereits in den vergangenen Jahren als gelungener Start ins Wintersemester verbucht werden. Ein ausdrücklicher Dank an dieser Stelle an Bbr. Hermann Schmerbeck (Vorsitzender AHZ Buchen) für die Ausrichtung und Organisation der Veranstaltung.
Text: Bbr. Jonas Neckenich
Bilder: Bbr. Ingo Gabriel