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"Wer gläubig ist kann nicht hundertprozentig der kommunistischen Ideologie folgen"

Wissenschaftliche Sitzung mit Bbr. Józséf Pázmány

Karlsruhe. Mit seiner Wissenschaftlichen Sitzung zum Thema "Religionsfreiheit in der postkommunistischen Gesellschaft in Osteuropa" konnte Bbr. Józséf Pázmány das Semesterthema "Freiheit" nun auch in sowohl theologische als auch politische Dimensionen fassen. In seinem Vortrag ging er auf die Situation der Staaten vor den Weltkriegen ein, verdeutlichte die Maßnahmen, die im kommunistischen Osteuropa gegen die von Karl Marx als "Opium fürs Volk" betitelte Religion getroffen wurden und erläuterte am Beispiel von Ungarn, Polen, Albanien und des ehemaligen Jugoslawien, wie unterschiedlich sich die Staaten nach dem Sturz der Sowjetunion durch die plötzliche freie religiöse Entfaltung entwickelt haben.

Trotz der Tatsache, dass Religionen und Konfessionen in Osteuropa in der Vergangenheit stets ein wichtiges Identifikationskriterium der Menschen war, habe es keine religiös motivierten Konflikte gegeben. Diese Identifikation durch Religion sei aufgrund des restriktiven Vorgehens der kommunistischen Regierungen gegen religiöse Gemeinschaften aber zunehmends verloren gegangen, da die Kirchen, vor allem die katholische Kirche, die in vielen der Ostblockstaaten sehr stark war, aus dem öffentlichen Raum verdrängt wurden. Zudem sei es für einen Gläubigen in der UdSSR nicht möglich gewesen "Karriere zu machen". Des Weiteren sei eine Beobachtung durch die Geheimdienste sehr warscheinlich gewesen.

Durch die Unterdrückung der Religionen sei das öffentliche Praktizieren des Glaubens jedoch zum Akt des Protestes gegen die Unterdrückung durch die kommunistischen Regime geworden und somit erlebten die Religionen und Gemeindung bei ihrer Neu- oder Wiederbegründung nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion einen raschen Aufstieg - auch weil religiöse Gemeinschaften oftmals wirtschaftliche Vorteile genossen.

Die rasche Wiedereinführung der Religionsfreiheit hatte dabei in den unterschiedlichen Staaten auch stark divergierende Folgen. Nachdem die Religiösen Gemeinschaften generell um 1990 einen sehr großen Mitgliederzuwachs erlebten, sind die Entwicklungen in keinem Teil des ehemaligen Ostblocks vergleichbar: Polen ist, zwar geographisch verändert, aber wie vor dem 2. Weltkrieg sehr katholisch geprägt, während ein Großteil der Albanischen Bevölkerung dem Islam angehört. In Ungarn haben sich viele Freikirchen entwickelt und seit 1990 sind die Gläubigenzahlen in allen Religionen und Konfessionen rückläufig, während im ehemaligen Jugoslawien die Religion nicht nur eine territoriale Aufspaltung des Landes, sondern auch einen grausamen Krieg verursacht hat – den ersten religiös motivierten Krieg in Osteuropa.

Bilder: Bbr. Ingo Gabriel

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