Wissenschaftliche Sitzung mit Bbr. Philippe Bareiss
Karlsruhe. Kunst und kulturelle Einflüsse reisen, verbreiten und vermischen sich um den Globus, das ist kein neues Phänomen der heutigen Zeit. Die fortschreitende Globalisierung sei vielmehr ein Katalysator, der den Austausch zwischen Gesellschaften beschleunigt und intensiviert. Grund hierfür seien moderne Massen- und Kommunikationsmedien, deren Einfluss womöglich zweiseitig betrachtet werden müssen. Sie biete Kunstschaffenden einen neuen Raum mit niedrigen Einstiegshürden um ihre Werke und Botschaften einem globalen Publikum zugänglich zu machen. Weltweite Verfügbarkeit von Elementen aller Kulturen ermöglichen die Chance auf ein offenen Verständnis der Kulturen. Doch wird dieses Potential der modernen Medien positiv genutzt, oder führt der Prozess zu einer Homogenisierung und Vereinheitlichung der Kunst, Kulturen und deren Verständnis?
Nach Ansicht des Referenten könne der Imperialismus als Vorläufer der Globalisierung gesehen werden. China diente hierbei als Beispielfall, welches als Land durch den Ersten Opiumkrieg 1839-1842 zur Öffnung seiner Märkte gegenüber dem Westen gezwungen wurde. Durch diesen vermischte sich die lokale und traditionelle chinesische Kunst mehr und mehr mit europäischen Einflüssen. China musste den technischen und wirtschaftlichen Fortschritt des Westens anerkennen. Durch die Bewegung des 4. Mai 1919 wurde auch eine Bewegung für die Erneuerung der Kultur ausgelöst. So bildeten sich im China des 20.Jahrhundert vier Grundströmungen des Kunstverständnis (4-Ismen).
- Traditionalismus: Bewusste Verteidigung der traditionellen chinesischen Künste.
- Synkretismus: Chinesische und Westliche Ansichten zu verbinden um eine Renaissance der chinesischen Kunst zu ermöglichen.
- Okzidentalismus: Völlige Anerkennung der westlichen Kultur.
- Populismus: Kunst als Werkzeug der gesellschaftlichen Revolution, um China zur Wiedererstärkung zu verhelfen.
Ab 1949 bis zu den Anfängen der 1980er war der Kommunismus auch in der Kunst und Kultur die herrschende Staatsdoktrin. Die In-Frage-Stellung der jahrtausendealten chinesischen Kultur und insbesondere das Bekämpfen der konfuzianischen Kerns standen im Vordergrund.
Im heutigen China seien viele chinesischen Künstler versiert darin, die Konzepte und gängige Sprach der internationalen zeitgenössischen Kunst zu gebrauchen um die chinesische Realität auszudrücken.
Weitere Beispiele und Einflüsse von Globalisierung auf Kunst und Kultur wurden in einer anschließenden Diskussionsrunde zur Wissenschaftliche Sitzung angesprochen. Fazit: ein künstlerischer „Einheitsbrei“ wird in Zukunft trotz Globalisierung oder gerade wegen der Globalisierung nicht zu befürchten sein.