Vortrag und Diskussion mit Weihbischof Dr. Paul Wehrle bei der Katholischen Hochschulgemeinde
Am 24. Mai 2011 besuchten wir die Katholische Hochschulgemeinde. Grund war ein Zusammentreffen mit Weihbischof Professor Dr. Paul Wehrle zu einem Fokus-Abend zur Zukunft der Kirche.
Was im Semesterprogramm als Vortrag angekündigt war, stellte sich später ganz im Sinne des Titels der Veranstaltung als eine Diskussion heraus. Der Abend begann mit einem von einer asiatischen Gruppe zubereiteten Abendessen. Es gab „gemischten Salat mit Erdnusssoße“, wobei Salat jedoch nicht ganz das war, was man sich hierzulande darunter vorstellen würde. Der Salat bestand viel mehr aus einer Auswahl verschiedener gekochter oder roher Gemüsesorten und anderen vegetarischen Speisen – eine äußerst wohlschmeckende und interessante Mahlzeit.
Weihbischof Professor Dr. Paul Wehrle (Quelle: Erzdiözese Freiburg)Im Anschluss an das Essen fand ein thematischer Einstieg durch Weihbischof Professor Dr. Paul Wehrle in den von Erzbischof Zollitsch initiierten Dialogprozess der Kirche statt. Im Großen und Ganzen geht es bei diesem Dialogprozess darum, dass von vielen Seiten ausgehend der Wunsch nach Veränderungen in der Kirche laut wurde.
Weihbischof Dr. Wehrle erläuterte das Problem, dass die Öffentlichkeit in vielerlei Hinsicht ein schlechtes Bild von der Kirche habe, was unter anderem zu vielen Austritten führte. Die bestehenden Probleme erkennend rief Erzbischof Zollitsch den bereits erwähnten Dialogprozess ins Leben. Es solle, so Dr. Wehrle, ein Dialog auf allen Ebenen geführt werden, sowohl kirchenintern, als auch zwischen der Kirche mit ihren Amtsträgern und den Laien, aber auch zwischen Mensch und Gott solle der Dialog stattfinden.
Zum Zwecke dieses Dialogs werden nun verschiedene Gremien gebildet, unter anderem auch die so genannten Fokus-Gruppen. Eine solche Fokus-Gruppe bildeten nun die Teilnehmer des Vortrags, und zwar, indem alle Teilnehmer zunächst Statements zur Kirche sowie ihren Gedanken und Erfahrungen mit der Kirche abgeben konnten. Diese Statements wurden den vier Bereichen „Meine Erwartungen und Kirche“, „Meine Lebensphase und Kirche“, „Kirche und Hochschule“ und „Kirche und Gesellschaft“ zugeordnet. Im Anschluss daran bildeten die Teilnehmer je nach eigenem Interesse kleinere Gruppen, welche sich dann mit einem der vier Themen beschäftigten und darüber diskutierten. Hinter dieser Diskussion in den Kleingruppen stand die Absicht, neue Argumente zu finden, die dem Erzbischof zugetragen und so in den Dialogprozess eingebracht werden sollten. Die Kleingruppen zogen sich in getrennte Räume zurück, diskutierten über die jeweiligen Themen und kehrten anschließend mit den niedergeschriebenen Ergebnissen ihrer Diskussion in das Plenum zurück, wo die Ergebnisse zusammengetragen und dem Weihbischof vorgestellt wurden.
Über die große Beteiligung zeigte sich Weihbischof Dr. Wehrle sehr dankbar. Er habe wieder einmal feststellen können, dass Hochschulgemeinden eine gute Möglichkeit seien, gemeinsam Christ zu sein. Außerdem habe er sich über die Vielzahl an Diskussionsanregungen und Diskussionsergebnissen gefreut. Eine dieser Anregungen waren die vielfach aufgetretenen Fragen nach mehr Transparenz, nach der Möglichkeit des Mitwirkens von Frauen in der Kirche und dem Frauenpriesteramt. Man dürfe bei allen diesen Dingen trotzdem immer die Identifikation mit Jesus Christus zum Ziel haben, so der Weihbischof. Um die Ergebnisse festzuhalten, wurde vereinbart, dass für jedes der Themen zwei Leute einen Text verfassen sollten, um die wichtigsten Argumente zusammenzufassen. Im Anschluss an die Gesprächsrunden ließ man den Abend gemütlich an der Bar der KHG ausklingen.
Die gesamte Veranstaltung war äußerst interessant und ließ im Gegensatz zu einem weit verbreiteten Vorurteil erkennen, dass die katholische Kirche durchaus offen für den Geist der Zeit und die Bedürfnisse der Menschen ist.