92. Stiftungsfest mit musikalischen Einlagen und Festvortrag von Dr. Ron Dagan
Karlsruhe. „Begegnung braucht Mut und Veränderung braucht Zeit“, so knüpfte Dr. Ron Dagan in seiner Festrede an das Grußwort des Altherrenvereins-Vorsitzenden an. Warum Jesus „irgendwie auch ein Wissenschaftler“ gewesen sei, der nach Gerechtigkeit und Verbesserung gestrebt habe, machte der habilierte Physiker vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) bei der Morgensitzung deutlich.
Dagan, in Israel geboren, Promotion am Israel Institute of Technology und Habilitation an der Universität Stuttgart, sieht keine Vollkommenheit bei den Menschen und auch keinen gottgebenen Absolutheitsanspruch. Er zeigte dies den etwa 40 Gästen beim Stiftungsfest mit mehreren unterschiedlichen Herangehensweisen:
Zum einen verwies Dr. Dagan auf bekannte Stellen aus Thora und Bibel, beispielsweise die Inkonsequenz des gerechten Noah und überhaupt das Streben Jesu nach Gerechtigkeit und Veränderung. „Jesus wollte das Böse durch das Gute ersetzen. Insoweit kann man ihn als Wissenschaftler bezeichnen, der stets die Verbesserung für die Gemeinschaft im Sinn hat.“ Die Frage nach einer Ko-Entwicklung von Wissenschaft und Religion beantwortete Dagan mit der Feststellung, dass sich beide gegenseitig bräuchten. Er berief sich auf René Descartes, als er meinte, Gott stehe für all das , was wir uns nicht vorstellen oder erkennen können.
Zum anderen sieht der Karlsruher Forscher und gläubige Jude die Relativität der Menschlichkeit am Beispiel der Musik offenbar werden: Johann Sebastian Bach, der in seinen Werken mathematische Formeln für eine göttliche Musik verwendet habe, lasse sich nicht vergleichen mit anderen religiösen Komponisten. Alle Werke können für sich genossen werden, ohne einen absoluten Wahrheitswert festzustellen, so Dr. Dagan.
Eindrucksvoll bewiesen haben dies die beiden Musiker, die den Festvortrag erweitert haben: Ali Moraly und Oliver Ehrlich, Studierende der Karlsruher Musikhochschule, brachten die erwähnten Stücke der Corona gekonnt auf Cello und Violine näher. Mit einer Mischung aus jüdischer, christlicher und arabischer Musik wurde so der Bogen zum Semesterthema geschlagen.
Volles Haus auch am Samstag
Ein gut besuchtes 92. Stiftungsfest erlebte die Unitas Franco-Alemannia aber auch zu den anderen Programmpunkten. Bereits am Samstagvormittag konnte die Aktivitas im Finale gegen die Altherrenmannschaft das Fußballspiel für sich entscheiden.
Auf der selben Seite standen schließlich Aktive wie Alte Herren und Gäste beim Gartenfest in der Eisenlohrstraße, als Senior Lukas Beeck eine bisweilen von weit her gereiste und große Schar an Gästen begrüßen konnte. Musikalisch begleitet wurde der Abend vom Gesangsensemble unter der Leitung von Bbr. Ingo Gabriel, das sechs Stücke aus seinem Repertoire vorführte und unter dem begeisterten Applaus der Corona sogar noch eine Zugabe geben konnte.
Pirminentreffen: Ein Wiedersehen alter Aktiver
Den Sonntagnachmittag nutze schließlich die 20-köpfige Altherrenschaft der Unitas Pirminia, die zeitgleich ihr 85. Stiftungsfest begehen konnte, zu einem gleichzeitigen Wiedersehen fast aller Mitglieder bei bestem Wetter unter der blühenden Linde. Bei Kaffee und Kuchen wurden alte Geschichten von bemoosten Philistern aus den 60er-Jahren zum Besten gegeben, die die Versammelten immer wieder ins Schmunzeln brachten.