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Kultur in interkulturellen Verhandlungen

Altherrenzirkel mit Wissenschaftlicher Sitzung

Karlsruhe. Nur wenige Tage nach dem Aktiventag in Osnabrück durften AHAH und Aktive einen Abend der besonderen Art genießen: Bbr. Erik Wagner gestaltete den AHZ mit einer Wissenschaftlichen Sitzung. Dieser stand unter dem Titel „Kultur in interkulturellen Verhandlungen“ und basierte auf seiner Bachelorarbeit in Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie, der Optima Packaging Group und der fleißigen Hilfe einiger Bundesbrüder. Ziel der Sitzung sollte sein, einen Überblick über die Problematiken in interkulturellen Verhandlungen zu geben.

Dabei mussten die Anwesenden bereits zu Beginn erkennen, dass allein die Definition von „Kultur“ nicht ganz so einfach ist, da sie ein komplexes Konstrukt ist, sodass keine konventionelle Definition gefunden werden könne. Mit zahlreichen anschaulichen Beispielen wurde der Vortrag lebhaft und trotz Fachsprache einfach zu verfolgen. Von der Kultur hangelte sich Bbr. Wagner weiter zur interkulturellen Kommunikation, die anfällig für Fehler und Missverständnisse werde, wenn verschiedene kulturelle Hintergründe der Verhandlungspartner vorliegen. Dabei sei nicht zuletzt die Verkehrssprache bedeutsam, vor allem, wenn sie von der Muttersprache abweicht. Sogenannte „Blinde Flecken“ können, verstärkend dazu, weiter Unsicherheit und Unklarheit schaffen. Andere Kulturen erschienen oftmals merkwürdig, wodurch zweideutige Situationen ausgelöst werden - hier sei Ruhe gefragt, die Situation auszuhalten.

In interkulturellen Verhandlungen stecke aber nicht nur die Kultur, sondern ebenso die Kommunikation, der nächste Punkt des Präsentierenden. Auch hier könne „Unkenntnis über den Kontext […] Missverständnisse & Konfliktpotential [bilden].“ Dabei seien Kontextbezug und Grad der Direktheit eng miteinander verbunden. Dieser Grad der Direktheit sei wiederum an die Kultur gekoppelt. Er gehört zum Kommunikationsstil und beeinflusst unter anderem die Wortwahl und Offenheit bzw. Höflichkeit. Der Kommunikationsstil ist nur einer von vielen Aspekten. Dazu gehören auch Unsicherheitsvermeidung, bei der Flexibilität und Sicherheit sich gegenüberstehen oder die Machtdistanz. Insgesamt kann dann ein „multidimensionales Kulturmodell“ erstellt werden. Dabei seien „die Kulturdimensionen, auf denen das Modell basiert, […] stark verallgemeinernde Beschreibungen“, die höchstens den Durchschnitt eines Landes, aber nicht eine konkrete Person sinnvoll abbilden können. Dazu muss jede Person individuell betrachtet werden, statt sich auf Gruppen zu stützen.

Um zum eigentlichen Kern der Sitzung zu gelangen, wurde der Bogen zu den Verhandlungen geschlagen, wobei vorher erläuterte Aspekte im Hinterkopf behalten wurden. Für viele Anwesenden war im Folgenden vor allem eine Aussage überraschend: Der in der Gesellschaft positiv belegte Begriff „Kompromiss“ beschreibt in Verhandlungen eine Lose-Lose-Situation. Hier gibt jede Partei eigene Interessen ab. Erfolgsversprechender dagegen sei auf den Interessen zu bestehen, allerdings bei der Position variabel zu bleiben. Dabei stellte sich die Frage, was eine Partei anbieten kann, was für sie billig, für die Andere Partei allerdings wertvoll ist. Hieraus kann dann eine Win-Win-Situation resultieren.

Ein anderer Aspekt, der in Verhandlungen eine tragende Rolle spielen könne, sei die Selbst- bzw. Fremdwahrnehmung. Diese Wahrnehmung bzw. Differenz ergab sich als Ergebnis aus einem Laborexperiment, das im Zuge der Bachelorarbeit durchgeführt wurde. Dabei sei eine Person aus eigener Sicht kooperativ und lösungsorientiert. Informationen und Intentionen könnten aber durch eine Differenz der Kommunikationsstile der Verhandlungspartner verloren gehen, wodurch Missverständnisse entstehen können. Da, wie bereits erwähnt, die Kultur einen Einfluss auf den Kommunikationsstil hat, sei es essenziell sich ein Basiswissen über die Kultur der anderen Partei anzueignen, um dem vorzubeugen.

Der letzte Punkt der Präsentation beschäftigte sich mit „interkulturellen Kompetenzen“ wie Anpassungsfähigkeit, Aufmerksamkeit, kommunikative Kompetenzen oder Wahrnehmung. Damit schloss zwar der anderthalb Stunden Vortrag ab, doch der Abend war noch nicht zu Ende. Im Anschluss gab es noch eine rege Diskussion über Inhalte der Präsentation. Die Aussage über Kompromisse, Selbstwahrnehmung und das Konzept des multidimensionales Kulturmodells wurden erneut aufgegriffen, um einige Beispiele zu nennen. Dabei tauschten Aktive und AHAH Erfahrungen und Meinungen aus und der Abend endete ganz im Sinne der scientia.