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Ist Religionsunterricht noch zeitgemäß?

Theologischer Gesprächsabend mit Bbr. Erhard Bechtold

 

Karlsruhe. Wie in jedem Semester durfte auch dieses Mal der Theologische Gesprächsabend (TGA) im Programm nicht fehlen. Das Thema war im Voraus auch schnell gefunden: „Ist Religionsunterricht noch zeitgemäß?“ Damit bot sich wie gewohnt ein Thema, das sehr kontrovers diskutiert werden kann, viele Argumentationsgrundlagen bietet und gleichzeitig weltliche und geistliche Thematiken verbindet. Die Diskussionsatmosphäre pendelte den Abend über zwischen humorvoll und sachlich hin und her.

Den Abend eröffnete unser Bbr. Erhard Bechthold mit einem ausgedehnten und doch spannenden Impuls mit einer kleinen Anekdote aus seinem Leben: Er habe zu Beginn seines Studiums nie Religionslehrer werden wollen. Und doch führte ihn sein Weg genau dorthin. So habe er bereits als Kaplan und bis heute Religion unterrichtet. Der Unterricht im Allgemeinen sei dabei Ländersache. In Baden-Württemberg sei das im Falle des Religionsunterrichtes sogar in der Landesverfassung festgeschrieben (bspw. Art 12 & 18 der Landesverfassung). Dabei werde der klassische konfessionelle Unterricht immer öfter durch den Ethikunterricht abgelöst, zumindest was die Schülerzahlen, die den jeweiligen Unterricht besuchten, betreffe. Da stelle sich die Frage, ob diese Form des Unterrichts noch Sinn mache, wenn immer weniger Schüler den Unterricht besuchten. Dennoch sollte erwähnt sein, dass Religionsunterricht die Aufgabe habe, als wissenschaftlich fundiertes Lehrfach zu dienen. Es sei keine Katechese.

Im Impuls wurde jeder Anwesende dazu eingeladen, einen kurzen Bericht aus seiner Zeit im Religionsunterricht zu geben. Durch die anwesenden AHAH und Aktive deckten wir alle Jahrzehnte des Schulunterrichtes zwischen den 1970ern und den 2000ern ab, sowie Berichte aus Deutschland, Ungarn und den Niederlanden. In Ungarn sei der Religionsunterricht ähnlich wie eine AG als freiwillige Zusatzleistung angeboten worden - sei für die Kirche aber eine Voraussetzung für die Firmung gewesen. In den Niederlanden gab es keinen konfessionellen Unterricht, dafür aber Ethik. Wie sich später herausstellte, sei konfessioneller Religionsunterricht sowieso nur in den deutschsprachigen Ländern üblich - und selbst in Deutschland unterschied sich je nach Schule und Bundesland der Unterricht deutlich. Das war mit den Meinungen über ihn nicht anders. Teilweise wurde ein reiner „Katholischunterricht“ gelobt, teilweise wurde genau das kritisiert und ein Unterricht über alle Weltreligionen gewünscht. Für den einen waren die Themen nicht passend oder weckten das Interesse nicht und für einen anderen galt das Gegenteil. So wurde Religionsunterricht sogar als Leistungsfach im Abitur gewählt.

Genauso bunt und abwechslungsreich ging es auch im Hauptteil des Diskussionsabends weiter. Wie in jedem guten und kontroversen TGA, wurden Meinungen und Blickwinkel ausgetauscht. Dabei ging es nicht darum, die Ausgangsfrage konkret zu beantworten, sondern das Thema umfassend zu beleuchten und mit neuen Sichtweisen und neuem Wissen aus dem TGA hervorzugehen. So gab es auch dieses Mal mehr Fragen als Antworten. Darunter die Fragen, warum es keinen muslimischen Religionsunterricht in Deutschlands Schulen gebe, ob Religionsunterricht überhaupt benotet werden solle, welche „sinnvollen“ Dinge im Religionsunterricht vermittelt werden würden, was das „Kanon-Recht“ (769-806) mit dem Religionsunterricht zu tun habe, ob es möglich sei, die Religion vollständig von der Gesellschaft zu trennen, inwieweit Religionsunterricht durch Philosophie und Ethik ersetzt werden könne und noch viele weitere. Jede Frage mit den erläuterten Ansätzen auszuführen, würde den Rahmen hier maßlos sprengen. Dennoch zeigen allein die Fragen, wie breit ein solches Thema ausgeführt werden kann und wie viele Zusammenhänge im Thema Religionsunterricht stecken. Ich bin überzeugt, dass alle Anwesenden etwas Lernen konnten und mit neuen Ansichten den Raum verlassen haben.

Am Ende blieb allerdings ein Fazit, auf das wir uns alle einigen konnten:
Konfessioneller Religionsunterricht ist und bleibt wichtig. Denn er bedeutet, für den Glauben einzustehen. Außerdem ist er mehr als nur Ethik. Denn er behandelt die Fragen nach dem Sinn des Lebens und Daseins. Philosophie und Ethik bieten darauf keine Antwort.