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Die Geschichte des Kakao

Wissenschaftliche Sitzung mit Bbr. Julian Hitzelberger

Karlsruhe. Nach einem sehr gelungenen und überaus gut besuchten 102. Stiftungsfest stand bereits zwei Tage später der nächste Programmpunkt auf dem Plan. Bbr. Julian Hitzelberger führte uns mit seiner WS zum Thema: „Die Geschichte des Kakao – Vom Superfood zur Zuckerbombe und zurück“ durch den Abend.

Zunächst gab uns Julian einen Einblick in die Herkunft der Kakaopflanze und ihre frühe Nutzung. Die Pflanze selbst stammt von der Yucatán-Halbinsel des heutigen Mexikos. Hier wurde der Kakao bereits früh von den dortigen Kulturen entdeckt und genutzt; so nutzten die Maya diesen z.B. als Zahlungsmittel. Die Azteken waren eine der ersten Hochkulturen, die den Kakao auch tranken und sogar als Heilmittel verwendeten.
Nach diesem Einstieg ging die Geschichte weiter mit der Verbreitung des Kakaos und seiner Ankunft in Europa. Nachdem die Spanier in Mittelamerika gelandet waren und es den ersten Austausch zwischen ihnen und den Azteken gab, wurde der Kakao von einer Gruppe Mönche mit zurück nach Europa zum spanischen Königshof gebracht. Dort stieß die neue Pflanze allerdings zunächst auf wenig Begeisterung aufgrund ihres bitteren Geschmacks. Ihren ersten Durchbruch erlebte die Pflanze erst durch die Zugabe von Zucker, allerdings führten die hohen Kosten dazu, dass sie zunächst nur dem Klerus und Adel vorbehalten blieb. Zusätzlich zur Pflanze selbst brachten mitgereiste adlige Kekchi-Mayas die „geschlagene Schokolade“ mit nach Europa.

Nachdem der erste Erfolg des Kakaos etabliert war, verbreitete sich dieser durch den transatlantischen Handel in Europa und fand somit auch seinen Platz in den Konflikten Europas. So wurde der Kakao im 18. Jahrhundert eher mit dem Süden Europas und somit mit der Kirche und der Aristokratie verbunden, während der Kaffee, als Gegenspieler des Kakaos, eher mit dem Norden Europas und somit dem Protestantismus und dem Mittelstand assoziiert wurde. Im Laufe dieser Zeit entwickelte sich die Zubereitung von Schokolade kaum, jedoch stieg die produzierte Menge erheblich an. Der Konsum selbst stieg in Form von Tafeln, Pastillen, Eis oder Desserts deutlich an. Zudem wurde der Konsum von Schokolade in Maßen als gesund angesehen.

Ab 1828 begann die moderne Schokoladeproduktion. Durch die Entwicklung des modernen Kakaopulvers durch den Chemiker Coenraad Johannes van Houten kam es zur Industrialisierung der Schokolade. Mit der Entwicklung der Dampfmaschine, um Bohnen automatisch zermahlen zu können, und der Herstellung des Kakaopulvers war es möglich, eine formbare, feine Schokolademasse herzustellen. Die Essschokolade kam auf den Markt und durch die Industrialisierung wurde die Produktion günstig, wodurch Schokolade für jeden zugänglich wurde.

Allerdings hat dieser Aufstieg der Schokolade auch Schattenseiten. Der Kakao und sein Anbau sind mit dem Kolonialismus verknüpft, der Anbau der Pflanze erfolgte unter Ausbeutung von Menschen in den Kolonien, wie z.B. in Afrika. Die ehemaligen Kolonien in Südamerika, Südostasien und Westafrika sind heute die größten Produzenten von Kakao.

Zusätzlich ist Kakao heute einer der größten Treiber der Entwaldung. Kakao ist eine sehr arbeitsintensive Pflanze. Durch Preisdumping ist der Anbau von Kakao nicht existenzsichernd und es kommt zum Einsatz von Kinderarbeit. Dazu kommt noch eine globale Dominanz von wenigen großen Unternehmen. Diese Unternehmen propagieren Kakao heute als Superfood, da diesem Eigenschaften wie Stresshemmung, Entzündungslinderung, eine aufputschende Wirkung und die Förderung von Glücksgefühlen zugeschrieben werden. Egal zu welcher Zeit, dem Kakao wurde immer mehr Bedeutung beigemessen als bloßes Luxusgut und Nahrungsmittel.

Nach seinem Vortrag gab es noch eine anregende Diskussionsrunde, in welcher Ergänzungen zu Julians Vortrag hinzugefügt oder auch einzelne Fakten diskutiert wurden. Zu guter Letzt gab es noch ein von Julian organisiertes Schokoladentasting. In diesem gab es verschiedene Tafeln Schokolade zu probieren, die nach dem prozentualen Anteil ihres Kakaoanteils aufsteigend sortiert waren. Es gab ebenfalls Kakaobutter zu probieren, ein essentieller Bestandteil der Herstellung von Schokolade.

Nach diesem Schokoladentasting wurden alle Zuhörer entlassen und konnten sich im Sinne der Scientia mit neuem Wissen und neuen Gedanken auf den Nachhauseweg machen.